Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) geprägt. Die hier vorhandenen 3,6 Millionen KMU erwirtschaften etwa die Hälfte des Bruttosozialprodukts. Zudem beschäftigen sie rund 60 % der in Deutschland vorhandenen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und sind die Ausbilder für einen Großteil der deutschen Azubis. Denn acht von zehn Auszubildende sind im Mittelstand beschäftigt. Dennoch hat der Mittelstand ein ganz gewaltiges Problem: Die Unternehmensnachfolge.
In den kommenden fünf Jahren wird bei rund 25 % der Unternehmen ein Nachfolger für Unternehmen gesucht, bei mehr als der Hälfte kommt es in den nächsten zehn Jahren zur Übergabe des Unternehmens. Ein großer Teil der KMU in Deutschland sind Familienunternehmen. Diese haben aber ebenfalls oftmals Probleme einen Nachfolger zu finden.
Daher wird das Thema Unternehmensnachfolge in der deutschen Wirtschaft so wichtig, wie noch nie zuvor. Gibt es in der Familie niemanden, der den Betrieb übernehmen möchte, muss sich das Unternehmen nach einer externen Unternehmensübernahme umschauen. Für viele Unternehmen ist es problematisch, einen qualifizierten und geeigneten Nachfolger zu finden. Eine Unternehmensnachfolge sollte aus verschiedenen Gründen frühzeitig geplant werden. Wenn keine Familienmitglieder für eine Firmennachfolge infrage kommen, gibt es verschiedene Alternativen, etwa verschiedene Formen der Mitarbeiterbeteiligung (z.B. ESOP, VSOP o.ä.). Erfahren Sie an dieser Stelle, auf welche Dinge Sie bei einer Unternehmensübernahme achten sollten, um den optimalen Nachfolger zu finden.
Nach einer Studie der KfW Bank schreitet im Mittelstand der Generationswechsel voran und viele KMU müssen sich Gedanken über eine Unternehmensnachfolge machen. Nicht immer gibt es Familienmitglieder, die als Nachfolger infrage kommen. Bis Ende 2025 müssen 16 % der KMU in Deutschland eine Lösung für einen Unternehmensnachfolger finden. Das ist allerdings nicht ganz so einfach, wie das Ergebnis der Studie zeigt. Rund 75 % der befragten Unternehmen des KfW Mittelstandspanels geben an, dass sie Probleme haben, einen geeigneten Nachfolger zu finden.
Einer der Hauptgründe ist laut 40 % der Unternehmen, eine einvernehmliche Einigung für einen Kaufpreis zu finden. Etwa 165.000 von 600.000 mittelständischen Unternehmen droht eine Verzögerung oder sogar eine Stilllegung des Betriebs, da kein Nachfolger gefunden wird.
Warum haben viele Unternehmen ein Nachfolgeproblem?
Zahlreiche Unternehmen stehen deshalb vor einer Unternehmensnachfolge, weil die Eigentümer in Rente gehen. Hiervon betroffen sind überwiegend unternehmensnahe Dienstleistungen, wie beispielsweise der Handel oder Unternehmen der Versicherungsbranche. Zudem sorgen einige weitere Probleme dazu, dass Unternehmen überlegen, aufzuhören. Stichwörter sind hohe Energiekosten oder gestiegene Rohstoffpreise, aber auch die Inflation und Probleme in der Lieferkette haben in den vergangenen Jahren für ein schwieriges Umfeld gesorgt.
Die IHK berichtet von steigenden Zahlen für eine Beratung für die Unternehmensnachfolge. Vor allem die Bereiche Handel, Dienstleistungen und Gastronomie sind betroffen. Gleichzeitig gibt es nur sehr wenige potenzielle Nachfolger. Wer daher ein Nachfolgeunternehmen außerhalb der Familie sucht, muss sich etwas einfallen lassen.
Welche Möglichkeiten gibt es, die Nachfolge frühzeitig vorzubereiten?
Sehr häufig kümmern sich KMU viel zu spät um ihre Nachfolgeregelungen im Unternehmen. Das kann für das Unternehmen fatale Folgen haben - natürlich auch für seine Angestellten. Schließlich möchten auch die Mitarbeiter einen reibungslosen Übergang haben - wird kein Nachfolger gefunden, ist es nicht selten so, dass der Betrieb komplett eingestellt wird. In Deutschland schließen durchschnittlich 2000 Familienbetriebe, weil sie das Problem der Nachfolge nicht lösen konnten. Darunter sind Betriebe, die schon viele Jahrzehnte erfolgreich tätig waren und eigentlich über genügend Liquidität und Kapital verfügen.
Eine frühzeitige Klärung der Unternehmensnachfolge sorgt dafür, dass sich Unternehmen erst gar nicht in solch einer unangenehmen Situation befinden. Je früher Sie daher die Frage der Nachfolge klären, desto leichter ist es, auch eine Lösung zu finden. Tatsächlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, um das Problem der Unternehmensnachfolge frühzeitig zu lösen. Neben der internen Familiennachfolge wäre es zum Beispiel eine sinnvolle Option, über Mitarbeiterbeteiligungen einen geeigneten Kandidaten zu finden, der aus dem eigenen Unternehmen stammt. Oftmals befinden sich unter den Angestellten potenzielle Übernehmer, die geeignet und interessiert sind.
Bei der Suche nach einem Unternehmensnachfolger, können Sie die folgenden Optionen nutzen.
1. Familiennachfolge
Die einfachste Möglichkeit ist natürlich, eine Nachfolgelösung aus der eigenen Familie zu realisieren - das Finden einer externen Lösung ist deutlich schwieriger. Schließlich wünscht sich der Unternehmensbesitzer sehr häufig, dass sein
Lebenswerk durch seine Tochter oder seinen Sohn fortgeführt wird und dadurch das Unternehmen im Besitz der Familie bleibt. Aufgrund der familiären Bindung ist der Nachfolger oftmals stärker mit dem Unternehmen verbunden, als dies bei einer externen Unternehmensnachfolge der Fall ist.
Im Idealfall ist der Erhalt des Unternehmens auch für die kommenden Generationen gesichert. Das muss aber nicht zwingend so sein, denn eine familieninterne Nachfolgelösung hat auch ein großes Potenzial für familiäre Konflikte - besonders dann, wenn die Unternehmensnachfolge nicht klar geregelt ist. Nicht selten sind solche Übergaben dafür verantwortlich, dass innerhalb der Familie Streitigkeiten ausbrechen, sodass die Übernahme scheitert. Daher kann es tatsächlich auch sinnvoll sein, auf eine externe Nachfolge zu setzen.
2. Nachfolge- und Unternehmensbörsen
Eine weitere Option sind Nachfolge Börsen, wie zum Beispiel die “nexxt-change”, die Unternehmerbörse DUB oder die Unternehmensnachfolge-Plattform von Kern.
Die Nachfolgebörse “nexxt-change” ist deutschlandweit die größte und bietet im Prozess der Nachfolge eine aktive Unterstützung an. Auf der Homepage der Unternehmensbörse finden Sie eine sehr umfassende Datenbank mit zahlreichen Angeboten. Zudem erfolgt eine qualifizierte Betreuung und Beratung zum Thema Unternehmensnachfolge.
Die Plattform der Unternehmerbörse DUB hat sich mittlerweile zu einer der reichweitenstärksten Angebote für die Nachfolger Suche entwickelt. Die DUB Unternehmensbörse verfügt über einen Nachfolgeberater-Marktplatz mit entsprechenden Unterstützungsangeboten, zahlreiche Fachbeiträge und Infos zur Förderung der Unternehmensnachfolge.
Eine weitere deutsche Unternehmensbörse ist die Plattform von Kern. Betrieben wird sie von einem Unternehmen aus Bremen, welches seinerzeit selbst in einem Familienbetrieb die Nachfolge angetreten hat und den daraus resultierenden Bedarf erkannt hat. Das Unternehmen verbindet Nachfolgesuchende und Übernahmewillige auf ihrer Plattform.
3. Mitarbeiterbeteiligungen
Die Mitarbeiterbeteiligung stellt ebenfalls eine sinnvolle Möglichkeit bei der Suche nach einem Firmennachfolger dar. Durch Mitarbeiterbeteiligungen können Sie Mitarbeiter an Ihrem Unternehmen beteiligen. Hierfür gibt es verschiedene Formen, die sich vertraglich voneinander unterscheiden. Eine Option ist es zum Beispiel, dass Mitarbeiter als Gegenleistung für den Einsatz ihres Kapitals bei dem Unternehmen entweder eine Beteiligung am unternehmerischen Erfolg oder eine Verzinsung erhalten. Zudem können Mitarbeiterbeteiligungen natürlich auch als Belohnungsinstrument verwendet werden, um neue Mitarbeiter zu finden und alte Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden.
Abhängig vom gewählten Modell der Mitarbeiterbeteiligung kann die Beteiligung auch Mitwirkungs- und Kontrollrechte der Mitarbeiter mit sich bringen. Gut geeignet ist beispielsweise eine GmbH Mitarbeiterbeteiligung. In diesem Fall beteiligen Sie Ihre Mitarbeiter am Eigenkapital der GmbH, wodurch diese vollwertige Gesellschafter werden und auch die damit verbundenen Rechte und Pflichten besitzen. Dieses Modell ist besonders für Unternehmen geeignet, die damit ihre Unternehmensnachfolge mit internen Führungskräften regeln möchten.
Eine Beteiligung der Mitarbeiter an Ihrem Unternehmen ist eine effiziente Option, um eine Unternehmensnachfolge vorzubereiten. Doch nicht alle Mitarbeiterbeteiligungs-Modelle eignen sich hierfür. Wählen Sie ein Modell, bei dem die Mitarbeiter eine aktive Möglichkeit haben, auch an der Unternehmensführung teilzuhaben und bei denen es einen hohen Eigenkapitalcharakter gibt. Eine gute Möglichkeit sind Mitarbeiter Beteiligungen, in denen Mitarbeiter, die Sie als geeignet für Ihre Nachfolge sehen, Ihnen Kapital für einen festgesetzten Zeitraum überlassen. Die Mitarbeiter erhalten hierfür entweder Zahlungen, die an bestimmte festgelegte Erfolgsfaktoren gekoppelt sind oder eine feste Verzinsung.
Bei einer stillen Mitarbeiterbeteiligung wird ein Mitarbeiter im Innenverhältnis zu einem Gesellschafter, der das Unternehmen aber nicht nach außen vertritt. Auch dies ist eine gute Option, um ohne Außenwirkung eine Unternehmensnachfolge effektiv vorzubereiten. Solche stille Gesellschafter können zwar einen Blick in den Jahresabschluss verlangen, haben aber keine Kontroll- und Mitwirkungsrechte. Eine stille Mitarbeiterbeteiligung ist mit einem geringen Aufwand bei der Ausgestaltung des Vertrags verbunden und bietet Ihnen als Unternehmen einen recht großen Spielraum. Sie können zum Beispiel Laufzeitbegrenzungen festlegen, was Ihnen ermöglicht, die eingeleiteten Schritte umzukehren und eine Unternehmensnachfolge zu beschließen.
Bei einer kleineren Aktiengesellschaft ist eine besonders einfache Form der Mitarbeiterbeteiligung für eine Unternehmensnachfolge möglich. Dies liegt daran, dass für die Beteiligung keine notarielle Beurkundung erforderlich ist. Zudem kann die Übergabe in Form von Aktien Zug um Zug erfolgen. Sie können dadurch auch gleichzeitig mehrere infrage kommende Nachfolger an der Gesellschaft beteiligen. Der so untereinander entstehende Wettbewerb erleichtert oftmals die Entscheidung für einen bestimmten Mitarbeiter.
Im Vergleich zu einer externen Unternehmensnachfolge hat eine Beteiligung der Mitarbeiter diverse Vorteile. Die Vorteile einer Mitarbeiterbeteiligung als Instrument für die Unternehmensnachfolge sind:
Bei der Nachfolgeregelung über eine Mitarbeiterbeteiligung können Sie die Nachfolge schrittweise aufbauen. Über die Bindung der potenziellen Mitarbeiter an Ihr Unternehmen wird deren Motivation gestärkt und Sie können prüfen, wer sich für die Übernahme eignet und entsprechende Führungsqualitäten mit sich bringt. Für den Ablauf einer solchen Unternehmensnachfolge gibt es generell kein Patentrezept. Die Ausgangssituationen sind individuell, ebenso entscheidend ist der Zeitraum, welcher Ihnen bis zur Übergabe bleibt.
Mitarbeiterbeteiligungen können eine sinnvolle Maßnahme zur Vorbereitung und Regelung Ihrer Unternehmensnachfolge sein. Zudem haben Sie die Wahl aus verschiedenen Modellen und Alternativen. Machen auch Sie sich Gedanken zur Nachfolge in Ihrem Unternehmen oder haben generell Interesse mehr über Mitarbeiterbeteiligung zu erfahren? Wir beraten Sie gerne unverbindlich zu den verschiedenen Optionen und deren Sinnhaftigkeit für Ihr Unternehmen.
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